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Plötzlich Eltern: Minderjährig und schwanger

Nathalie
20.06.2023Lesezeit ca. 13 Minuten

Du gehst zur Schule, triffst in deiner Freizeit gern deine Freunde oder bist sogar gerade dabei eine Ausbildung zu machen und plötzlich ist der Schwangerschaftstest positiv.  Eine Schwangerschaft als Teenager kann überwältigend wirken. Die Situation ist neu und anders. Es gehen dir tausende Fragen durch den Kopf und vielleicht nagt auch der ein oder andere Zweifel an dir. Bist du überhaupt bereit dafür? Dabei gibt es viele Möglichkeiten, dir diese große Umstellung so leicht wie möglich zu gestalten. Wir verraten dir in diesem Ratgeber, wo du Hilfe und Beratung finden und finanzielle Unterstützung erhalten kannst.


Artikelinhalt:


    Rechtliche und finanzielle Unterstützung

    Bereits zu Beginn der Schwangerschaft kannst du Hilfe in Form von Beratungsangeboten in Anspruch nehmen. Dort kann dir sogar mit der Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft geholfen werden. Auch finanzielle Unterstützung steht dir zu. Entscheidest du dich für die Schwangerschaft, werden dir die Beratungsstellen helfen, dich auf die Geburt und den Alltag mit einem Baby vorzubereiten und diesen anschließend zu meistern.

    Nützliche Infoangebote rund um deine Schwangerschaft

    Die ersten Informationen zu deiner Schwangerschaft erhältst du bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin. Dort erfährst du, was die nächsten Schritte sind und welche Untersuchungen in Zukunft anstehen. Du erhältst außerdem deinen Mutterpass, den du stets bei dir tragen solltest.

    Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet online zahlreiche Informationen, was Rechte und Pflichten angeht und hat sogar eine eigene Beratungsstellensuche, mit deren Hilfe du eine Beratungsstelle in deiner Nähe finden kannst. Sie stellen außerdem die Seite „jung und schwanger“, die sich speziell auf die Schwangerschaft junger Mamis und Papis konzentriert und dir mit allen Fragen rund um junge Elternschaft hilft. Ungeplanten Schwangerschaften wurde ebenfalls ein eigener Infobereich gewidmet, indem du dich informieren kannst.

    Das Jugendamt ist ebenfalls eine gute Anlaufstelle für Fragen und wird dich beim Sorgerecht um dein Kind unterstützen. Du musst dir dabei keine Sorgen machen, deine eigenen Entscheidungsrechte werden berücksichtigt und respektiert. Nichtsdestotrotz übernimmt das Jugendamt die amtliche Vormundschaft für das Kind, bis du volljährig bist. Danach erhältst du automatisch das volle Sorgerecht. Die Aufgabe eines Vormundes ist vor allem, sich um Formalitäten zu kümmern, darunter fallen beispielsweise Unterhaltsansprüche oder die Klärung der Vaterschaft. Ist der Vater jedoch schon volljährig, darf er das Sorgerecht übernehmen, sofern du und deine Eltern damit einverstanden seid.

    Du kannst auch Rat beim Jugendamt zu einer passenden Wohnsituation suchen, solltest du dich nicht mit deinen Eltern einigen können. Gemeinsam findet ihr heraus, ob eine vom Jugendamt gestellte Wohnung oder doch eine Mutter-Kind-Einrichtung für dich und dein Baby geeignet sind.

    Bei folgenden Fachverbänden bist du ebenfalls gut beraten:

    Natürlich gibt es noch viele andere Anlaufstellen. Informiere dich online, um ein zu dir passenden Angebot zu finden.

    Unterstützung durch eine Familienhebamme

    Während deiner Schwangerschaft und nach der Entbindung kannst du dir eine Familienhebamme zur Hilfe holen. Während Hebammen sich überwiegend mit medizinischen und physiologischen Themen beschäftigen, kümmern sich Familienhebammen um Familien mit höherem Betreuungsbedarf im ersten Jahr des kleinen Schatzes. Höheren Betreuungsbedarf umfasst unter anderem bei Krankheit betroffene Familien oder auch junge Eltern.

    Schon gewusst?
    Im Jahr 2021 gab es knapp 1900 Schwangere unter 18 Jahren in Deutschland. 63 % davon waren 17 Jahre alt.

    Finanzielle Hilfsmittel für junge Mamis und Papis

    Ein Kind zu bekommen, kann sehr teuer sein. Gerade wenn man jung ist oder die Schwangerschaft vielleicht ungeplant war, kommen ungeahnte Kosten auf einen zu. Das ist kein Grund zur Sorge, denn dir stehen verschiedene Gelder zur Verfügung, die du beantragen kannst.

    Unterhaltsvorschuss
    Dieser Vorschuss soll den Lebensunterhalt von Kindern von alleinerziehenden Eltern sichern, sofern der andere Elternteil den Unterhalt nicht oder nur unregelmäßig zahlen kann. Der Vorschuss muss vom anderen Elternteil später zurückgezahlt werden. In welchen Fällen du den Unterhaltsvorschuss beanspruchen kannst, erfährst du beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
    Kindergeld
    Kindergeld erhältst du ab der Geburt des kleinen Schatzes, mindestens bis zu dessen 18. Geburtstag. Es soll der Versorgung deines Kindes dienen. Zurzeit beträgt das Kindergeld 250 € monatlich pro Kind.
    Elterngeld
    Eltern von Säuglingen und Kleinkinder erhalten zum Ausgleich von geringem Einkommen Elterngeld, da sie nach der Geburt weniger bis gar nicht arbeiten können. Du kannst auch Elterngeld beantragen, wenn du vor der Geburt nicht mehr in der Lage warst zu arbeiten. Es gibt außerdem verschiedene Varianten vom Elterngeld. Informiere dich am besten im Vorfeld, welche Variante für dich infrage kommt.
    Kinderzuschlag
    Den Kinderzuschlag kannst du dann beantragen, wenn dein eigenes Einkommen zwar ausreichend ist, um deinen eigenen Lebensunterhalt zu zahlen, aber nicht oder nur geringfügig, um auch dein Kind zu versorgen. Je nach Situation kannst du bis zu 250 € monatlich an Unterstützung erhalten.
    Mutterschaftsgeld
    Befindest du dich im Mutterschutz, erhältst du eine finanzielle Absicherung und Entgeldersatzleistung – das Mutterschaftsgeld. Sofern du angestellt und versichert bist, steht dir der Zuschuss in der Regel zu. Die für dich geltende Regelung solltest du allerdings nochmal prüfen, da in bestimmten Fällen Ausnahmen eintreten. Besonders dann, wenn du selbstständig und privat versichert bist. Überschreitet dein durchschnittlicher Nettolohn 13 € pro Tag, erhältst du außerdem einen Zuschuss vom Arbeitgeber. Das Mutterschaftsgeld ist steuerfrei.
    Sozialhilfe
    Die Sozialhilfe ist dazu da, Armut im Land zu verhindern. Kannst du Kosten aus eigener Kraft nicht bezahlen, erhältst du finanzielle Unterstützung. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hält alle Informationen zur Sozialhilfe für dich bereit.
    Bürgergeld
    Das Bürgergeld ist die Grundsicherung für Arbeitsuchende und soll dir helfen, wenn du deinen Lebensunterhalt nicht mit dem eigenen Einkommen decken kannst. Du kannst den Antrag auf Bürgergeld im Jobcenter oder online stellen.
    Schwangerenzuschuss zur Babyerstausstattung
    Erhältst du Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II, zahlt das Sozialamt oder das Jobcenter dir als werdender Mami nach der zwölften Schwangerschaftswoche die Erstausstattung für deine Schwangerschaft und das Baby. Wichtig ist, dass du den Antrag stellst, bevor du die Einkäufe tätigst. Denke auch daran, die Quittungen zu verwahren.

    Mehr Zeit für den Nachwuchs: Elternzeit

    Die Eingewöhnungsphase und Erziehung deines neuen Schützlings kann viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Mamis und Papis gleichermaßen können dafür eine unbezahlte Auszeit von der Arbeit nehmen. Pro Kind stehen dir bis zu 3 JahreElternzeit zu. In dieser Zeit musst du nicht arbeiten, erhältst im Gegenzug aber auch keinen Lohn. Du kannst allerdings Elterngeld beantragen, damit ihr in der Zwischenzeit finanziell über die Runden kommt. Bis zum 3. Geburtstag deines Kindes hast du Zeit, deine Elternzeit in Anspruch zu nehmen. Aber auch zwischen dem 3. und dem 8. Geburtstag kannst du einen Teil deiner Elternzeit in Anspruch nehmen, um dann für dein Kind da zu sein, wenn es wirklich darauf ankommt.

    Großelternzeit

    Damit sich während deiner Abwesenheit auch jemand um deinen kleinen Schatz kümmern kann, haben deine Eltern oder auch die Eltern des Kindesvaters die Möglichkeit, sogenannte „Großelternzeit“ zu nehmen und sich zur Betreuung des Enkelkindes freistellen zu lassen. Natürlich gibt es auch hier Bedingungen, die erfüllt werden müssen. Ein Elternteil des Babys muss minderjährig sein oder in eine Ausbildung eingebunden sein, die bereits vor der Vollendung des 18. Lebensjahres begonnen wurde. Trifft das zu, steht es Oma und Opa frei, Großelternzeit zu nehmen.

    Schwangerschaft und Schule oder Ausbildung

    Ein Baby bringt große Veränderungen für dich und deinen Alltag mit sich. Wie passt so ein Baby in deine Schullaufbahn oder vielleicht auch in deine laufende Ausbildung? Wende dich an einen Lehrer deines Vertrauens, einen Schulsozialarbeiter oder deinen Ausbildungsleiter. Gemeinsam könnt ihr eine Lösung finden, die zu dir passt.

    Es gibt beispielsweise die Möglichkeit deine Schul- oder Ausbildungszeit zu verlängern und nach der Entbindung wieder einzusteigen, um deinen Abschluss zu machen. Je nach Zeitpunkt kannst du sie eventuell sogar noch vor der Entbindung beenden, indem du deine Abschlussprüfung vorziehen lässt. Manche Ausbildungsstätten bieten unter Umständen auch eine Ausbildung in Teilzeit an. In jedem Fall ist es wichtig, dass du alle Beteiligten rechtzeitig über deine Schwangerschaft informierst, damit genug Zeit zum Finden einer Lösung bleibt.

    Unterstützung von Familien und Freunden

    Du darfst nie vergessen, dass es okay ist, nach Hilfe zu fragen. Es ist kein Zeichen von Schwäche. Niemand wird an deiner Kompetenz als Mami zweifeln, nur weil du um Unterstützung bittest. Im Gegenteil: Menschen hinter dir zu haben, die dich unterstützen, wenn du sie brauchst, ist eine wichtige Entlastung.

    Gerade den Rückhalt und die Hilfe von Familie und Freunden darfst du nicht unterschätzen. Sich seinen Frust und seine Sorgen von der Seele zu reden, kann Wunder wirken. Vor allem Personen mit ein bisschen mehrLebenserfahrung und eigenen Kindern haben Verständnis für deine Gefühlslage, Ängste und Sorgen. Sie können dir die Angst nehmen, damit du der Zukunft mit Baby frei von Sorgen entgegenblicken kannst.  Aber auch nach der Geburt können sie dir unter die Arme greifen, weißt du mal nicht weiter. Wichtig ist nur, dass du nicht vergisst: Du bist nicht allein mit deiner Situation! Dir stehen innerhalb und außerhalb deiner Familie zahlreicheAnsprechpartner zur Verfügung, die dir beistehen und den Weg des Mamaseins mit dir gehen.

    Wir wünschen dir alles Gute für deine Schwangerschaft!

    Dein Team von babymarkt.de