Pflegeeltern: Einem fremden Kind ein Zuhause geben

Jessica
22.02.2019Lesezeit ca. 11 Minuten
Mutter und Vater liegen tobend auf dem Boden und lachen.

Ihr möchtet ein Kind zur Pflege bei euch aufnehmen? Wir verraten euch, an wen ihr euch wenden könnt und welche Voraussetzungen ihr erfüllen müsst. Außerdem erklären wir die Rechte und Pflichten von Pflegeeltern im Vergleich zur Adoption.


Artikelinhalt:


    Was sind Pflegeeltern?

    Als Pflegeeltern wird ein Paar bezeichnet, das ein fremdes Kind über einen längeren Zeitraum bei sich aufnimmt und betreut. Hierbei gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und den leiblichen Eltern des Kindes. Das Ziel einer Pflegeelternschaft ist es, das Kind wieder zu seinen leiblichen Eltern zurückzuführen.

    Unterschied zur Adoption

    Sowohl bei der Adoption als auch bei der Pflegeelternschaft nehmt ihr ein fremdes Kind bei euch auf. Der Unterschied besteht jedoch in der Dauer. Eine Pflegschaft ist oftmals eine vorübergehende Maßnahme. Außerdem besteht im Gegensatz zur Adoption eine rechtliche Verbindung zu den leiblichen Eltern – die Rechte von Pflegeeltern findet ihr weiter unten in diesem Beitrag.

    Hinweis
    Da Vollzeitpflegestellen im Vergleich zu Adoptionseltern von den Jugendämtern häufiger gesucht werden, ist die Chance hierbei höher, ein Leben mit Kind zu realisieren.

    Warum kommt ein Kind in eine Pflegefamilie?

    Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Kind für eine gewisse Zeit oder dauerhaft nicht mehr bei seinen Eltern leben kann. Wenn die eigenen Eltern zu krank sind, um sich um ihr Kind zu kümmern oder das Kindeswohl gefährdet ist, dann wird eine Pflegefamilie in Betracht gezogen.

    Kann jeder Pflegekinder aufnehmen?

    Im Prinzip kann jeder ein Pflegekind aufnehmen, unabhängig von der Religionszugehörigkeit, Nationalität, Geschlecht und Familienstand. Dies bedeutet sowohl unverheiratete Paare, als auch Singles und Eheleute können ein Kind zur Pflege bei sich aufnehmen. Jedoch gibt es einige Richtlinien, die je nach Bundesland und Kommune varieren. Allgemein gelten aber diese Voraussetzungen, um sich als Pflegeeltern zu bewerben:

    • Intakte Familienverhältnisse
    • Stabile finanzielle Situation
    • Eine ausreichend große Wohnung. Die vorgeschriebene Größe ist je nach Kommune unterschiedlich. Es muss außerdem nicht zwingend ein eigenes Zimmer für das Pflegekind vorhanden sein.
    • Altersabstand zwischen Pflegekind und Eltern sollte nicht zu groß sein. In der Regel gilt, der Altersunterschied zwischen Pflegekind und -eltern sollte so sein, dass sie auch die leiblichen Eltern sein könnten.
    • Bereits eigene kinder sind kein Hindernis. Auch wenn ihr bereits eigene, leibliche Kinder habt, so könnt ihr trotzdem ein Pflegekind bei euch aufnehmen.

    Ein Paar lässt sich beraten

    Pflegeeltern werden: Wie und wo bewerben?

    Pflegekinder werden wie auch Adoptivkinder vom Jugendamt oder von anerkannten Trägern vermittelt. Wenn ihr also ein Pflegekind bei euch aufnehmen möchtet, so besucht zunächst einmal eine Informationsveranstaltung des örtlichen Jugendamtes. Das Bewerbungsverfahren für ein Pflegekind dauert in der Regel mehrere Monate. In dieser Zeit müsst ihr Fragebögen ausfüllen, Gespräche mit Fachkräften führen und an Vorbereitungsseminaren teilnehmen. Außerdem wird ein Mitarbeiter des Jugendamtes einen Hausbesuch durchführen.Diese Unterlagen benötigt ihr, um euch als Pflegeeltern zu bewerben:

    • Gesundheitszeugnis
    • Polizeiliches Führungszeugnis
    • Einkommensnachweis

    Welche Formen der Pflegeelternschaft gibt es?

    Kurzpflege
    Zeitraum bis zu drei Monaten. Ein Bespiel für die Bereitschaftspflege ist die alleinerziehende Mutter, die ins Krankenhaus muss. Wenn es keine Angehörigen gibt, die das Kind aufnehmen können, wird es kurzeitig in einer Pflegefamilie untergebracht.
    Vollzeitpflege
    Unbefristet: bis zum 18. Geburtstag. Es wird zwischen der befristeten und unbefristeten Vollzeitpflege unterschieden. Bei der befristeten Unterbringung sind die leiblichen Eltern nach wie vor die Hauptbezugspersonen für das Kind und damit dies auch so bleibt, arbeiten die Eltern mit den Herkunftseltern eng zusammen. In der Dauerpflege hingegen lebt das Kind in der Pflegefamilie bis zur Verselbstständigung. Die Pflegeeltern sind die Hautbezugspersonen für das Kind.
    Wochenpflege
    Meist fünf Tage und Nächte in der Woche. Wenn die Eltern des Kindes beispielsweise im Schichtdienst arbeiten, kann diese Pflegeform gewählt werden.
    Tagespflege
    Individuelle Betreuung. Hierzu zählen Tagesmütter, die euer Kind individuell betreuen, während ihr arbeitet.

    Welche Rechte und Pflichten haben Pflegeeltern?

    Als Pflegeeltern seid ihr Vertragspartner des Jugendamtes. Das bedeutet, dass ihr gemeinsam Verantwortung und Pflichten für die Erziehung und Entwicklung des Pflegekindes übernehmt. Meist liegt das Sorgerecht bei den leiblichen Eltern, daher wird zwischen alltäglichen Angelegenheiten und nicht alltägliche Angelegenheiten unterschieden. Ihr dürft über alltägliche Dinge entscheiden, wie:

    • Wann das Kind ins Bett muss
    • Arztbesuche
    • Unterschriften in der Schule. Ihr dürft Klausuren und Tests in der Schule unterschreiben, über ein Schul- oder Kindergartenwechsel dürft ihr hingegen nicht entscheiden.

    Bekomme ich Geld für die Unterbringung eines Pflegekindes?

    Ja, ihr als Pflegeeltern bekommt Pflegegeld. Der Betrag variiert je nach Kommune. Außerdem könnt ihr beim Jugendamt Beihilfen beantragen - zum Beispiel für Klassenfahrten oder Urlaubsreisen. Außerdem bekommt ihr das Kindergeld, dies wird in der Regel jedoch mit dem Pflegegeld verrechnet. Die leiblichen Eltern müssen sich zudem im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten an den Kosten für das Pflegekind beteiligen.

    Kann ich mein Pflegekind später adoptieren?

    Eine Adoption während der Pflegezeit ist eher selten, da das Ziel der Pflegeelternschaft ist, den leiblichen Eltern bei der Erziehung zu helfen.

    Falls ihr Informationen rund um das Thema Familienversicherungen sucht, haben wir euch hier die wichtigsten Informationen zusammengestellt:

    Wir wünschen euch alles Gute!

    Euer Team von babymarkt.de