Diabetes bei Kindern – (Zucker-)Schock für Kinder und Eltern

Julia
25.11.2019Lesezeit ca. 12 Minuten
Mutter macht Zuckertest bei Kind

Wenn bei Kindern Diabetes festgestellt wird, ist das meist für alle Beteiligten ein großer Schock. Nicht selten kommen von Freunden oder Bekannten auch häufig Kommentare, die Eltern haben dem Kind zu viele Süßigkeiten gegeben. Doch liegt die Ursache des Diabetes wirklich in einer schlechten Ernährung und somit gar in einer schlechten Erziehung? Sind Süßigkeiten ab jetzt tabu? Was kommt auf den kleinen Liebling zu? Welche Aufgabe wird Eltern, und auch Lehrern oder Betreuern zuteil? Diese und weitere Antworten möchten wir dir in diesem Ratgeberbeitrag geben.


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    Was ist Diabetes überhaupt?

    Diabetes ist für viele unter dem Begriff "Zuckerkrankheit" bekannt. Es handelt sich hierbei um diverse Erkrankungen des Stoffwechsels. Zunächst ist es wichtig, zwischen den verschiedenen Arten von Diabetes zu unterscheiden. Es gibt grundsätzlich den Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2.

    Diabetes Typ 1
    Diese Art des Diabetes wird häufig auch als Jugendlichen-Diabetes beschrieben, da sie vermehrt bei den Heranwachsenden auftritt. Hier leidet das betroffene Kind unter einer Autoimmunerkrankung, die dafür sorgt, dass kein Insulin mehr produziert wird. Insulin ist ein Hormon, das von Zellen innerhalb der Bauchspeicheldrüse hergestellt wird. Dieses Hormon sorgt dafür – sofern der Körper gesund ist – dass übermäßiger Zucker aus dem Blut geschleust wird. Wenn die Zellen aber vom Körper abgestoßen werden, wird nicht genügend oder gar kein Insulin produziert, sodass der Blutzuckerspiegel rasch steigt. Dies bedeutet aber auch, dass der Zucker an anderen Stellen fehlt und somit nicht zur Energiegewinnung beitragen kann, die üblicherweise seine Funktion im Körper ist.
    Diabetes Typ 2
    Diabetes Typ 2 entsteht nicht wegen einer körperlichen Disposition. Stattdessen spricht man hier tatsächlich häufiger von der Alters-Diabetes, da vor allem die Menschen Diabetes des Typs 2 bekommen, die sich zu wenig bewegen oder sich sehr zucker- und fetthaltig ernähren. Daher stimmt die oben getroffene Aussage, dass Diabetes bei Kindern auch durch zu viel Zucker entstehen kann, zum Teil schon.
    Schon gewusst?
    Die Anzahl an Kindern, die an dem Diabetes Typ 1 erkranken, nimmt in den letzten Jahren stetig zu. Mittlerweile sind es rund 30.500 Kinder und Jugendliche in Deutschland, die an der Erkrankung leiden. Dabei bleiben der Statistik zufolge Mädchen häufiger von der Krankheit verschont als Jungen. Am häufigsten erlangen den Typ-1-Diabetes Kinder in einem Alter zwischen 10 und 15 Jahren.

    Wie bekommt man Diabetes?

    Bei der Diabetes Typ 2 kommt die Erkrankung häufig durch eine schlechte Ernährung und zu wenig Sport. Kläre mit eurem Kinderarzt aber ab, ob nicht vielleicht eine Essstörung oder hormonbedingte Diskrepanzen die Ursache des Übergewichts sind.

    Die Ursache für Diabetes Typ 1 bei Kindern ist hingegen noch weitestgehend unklar. Forscher vermuten, dass verschiedene Faktoren dabei eine Rolle spielen, warum die Antikörper gegen die Insulinbildung entstehen. So hat jedes zehnte Kind, dessen Eltern bereits an Diabetes erkrankt waren, eine ebenfalls höhere Wahrscheinlichkeit, die Autoimmunerkrankung zu bekommen. Demnach ist Diabetes auch vererbbar.

    Diabetes durch Masern und Co. verschuldet?

    Darüber hinaus streiten sich Experten noch über den Einfluss von Infektionen mit Masern oder Röteln, die das körpereigene Immunsystem aus der Bahn werfen. Auch ein Mangel an Vitamin D kann unter Umständen zur Diabetes führen.

    Welche Symptome gibt es bei Diabetes?

    Wenn du dein Kind gründlich im Auge behältst, stellst du relativ einfach Symptome der Diabetes Typ 1 fest. Der Diabetes bei Kindern beginnt recht schleichend, kann sich aber innerhalb weniger Wochen entwickeln. So kannst du Diabetes bei Kindern erkennen:

    • Dein Kind muss häufig wasserlassen, auch nachts muss es deshalb häufiger aufstehen.
    • Es hat sehr starken Durst und trinkt mehrere Liter täglich.
    • Dein kleiner Schatz fühlt sich müde und antriebslos und hat weniger Lust zu spielen.
    • Es leidet an starken Bauchschmerzen.
    • Du riechst in der Ausatemluft des Kindes einen Geruch ähnlich wie Aceton, der in Nagellackentfernen vorhanden ist.

    Sollte dein Kind stark übergewichtig sein, hat es vermutlich eher Diabetes Typ 2. Auch das gilt es mit dem behandelnden Arzt genauestens zu untersuchen.

    Beim Verdacht auf Diabetes zum Arzt

    Sobald du entsprechende Veränderungen bei deinem Kind bemerkst, zögere nicht, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann anhand spezifischer Tests feststellen, ob wirklich Diabetes vorliegt.

    Blutabnahme
    Bei einer morgendlichen Blutabnahme muss dein Kind nüchtern sein, darf also acht Stunden vorher nichts mehr gegessen und auch keine zuckerhaltigen Getränke zu sich genommen haben. Um ein sicheres Ergebnis zu erlangen, wird die Prozedur oft ein weiteres Mal durchgeführt. Es wird der sogenannte HbA1c-Wert untersucht, der übliche Tagesschwankungen berücksichtigt und als sehr verlässlich gilt.
    Antikörper-Suchtest
    Speziell bei Kindern, in deren Familie ein Fall oder gleich mehrere Erkrankungen von Diabetes bereits vorlagen, ist der Antikörper-Suchtest geeignet. Dieser sucht, wie der Name schon vermuten lässt, nach den Antikörpern, die die Insulin-Produktion verhindern.
    Urinuntersuchung
    Bei einem gesunden Menschen sind bestimmte Zellen der Niere dafür zuständig, Zucker, der in den Harn vorgedrungen ist, zurück ins Blut zu transportieren, bevor er über die Blase ausgeschieden wird. Ist nun aber besonders viel Zucker im Körper vorhanden, kann die Niere den Rücktransport nicht mehr bewältigen, sodass sich höhere Zuckerwerte im Urin finden lassen. Den Urintest kannst du mit Hilfe von in der Apotheke erhältlichen Teststreifen innerhalb weniger Minuten auch selber durchführen.

    Ein positiver Test - was nun?

    Diabetes im Kindergarten oder Schule

    Wichtig ist, dass bestimmte Maßnahmen getroffen werden, sodass alle Beteiligten über Therapieform und Erste-Hilfe-Maßnahmen Bescheid wissen. Demnach sollten Eltern, Lehrer und Betreuer gleichermaßen darüber informiert sein, was im Ernstfall zu tun ist und wie Messwerte zu deuten sind. Bei Bedarf kann auch eine zusätzliche Pflegekraft eingestellt werden, die zum Messen oder Spritzen in Kindergarten oder Schule kommt. Die Kosten hierfür werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen.

    Wie kommt das Insulin in den Körper?

    Mädchen beim Insulin spritzen

    Zunächst solltet ihr euch gemeinsam dafür entscheiden, welche Art der Insulingabe für dein Kind die Beste ist.

    Insulin über Spritze
    Hierbei wird über einen Stich ins Fettgewebe an Bauch oder Oberschenkel Insulin verabreicht. Die Injektion kann zweimal täglich verabreicht werden, wobei dann aber keine Naschereien zwischendurch erlaubt sind. Oder aber ihr oder dein Kind setzt die kleine Spritze fünf Mal pro Tag, sodass auch ein paar Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten in Ordnung sind.
    Insulinpumpe
    Eine weitere Möglichkeit stellt sich in der Insulinpumpe dar. Diese ist vor allem für kleinere Kinder sehr gut geeignet, da diese noch nicht so große Mengen an Insulin benötigen und sich die Dosis besser über die Pumpe regulieren lässt. Der behandelnde Arzt setzt dafür einen kleinen, sehr feinen Katheter durch das Bauchfett und verbindet diesen mit der Pumpe. So kann in regelmäßigen Abständen Insulin verabreicht werden und bei Bedarf kann dein Kind sich manuell weitere Dosen an Insulin zuführen. Hierzu werden die Kleinen in speziellen Kursen extra geschult und sensibilisiert.
    Die Pumpe selber ist sehr unauffällig, da sie unterhalb des Oberteils oder am Gürtel getragen werden kann und somit von außen nicht sichtbar ist. Auch beim Sport oder Spielen stört sie nicht. Beim Schwimmen hingegen kann sie auch mal abgemacht werden, dein kleiner Schatz hat also maximale Freiheit. Zudem fallen die lästigen Spritzen weg.

    Diabetes behandeln

    Wie bereits beschrieben ist Diabetes nicht heilbar, lässt sich aber gut behandeln. Dank einer kleinen Stechhilfe kann dein Kind anhand eines kleinen Piks in die Fingerspitze den Blutzuckerspiegel messen und innerhalb von nur wenigen Sekunden das Ergebnis erhalten. Je nach Alter deines kleinen Lieblings solltest du oder ein Lehrer oder Betreuer den Einstich vornehmen und vor allem auch das Ergebnis interpretieren. Die empfohlene Anzahl der Messungen liegt bei fünf bis acht Mal pro Tag. In bestimmten Situationen kann es aber ratsam sein, häufiger zu messen, zum Beispiel, wenn dein Kind:

    • einen labilen Stoffwechsel hat
    • Sport machen möchte oder gemacht hat
    • Anzeichen einer Über- oder Unterzuckerung zeigt
    • krank ist, also Fieber hat oder sich erbrechen muss
    • eine Mahlzeit vergessen hat

    Moderne Technik

    Moderne Blutzuckermessgeräte haben bereits einen eigenen Speicher, um vergangene Messungen zu dokumentieren. Wenn du möchtest, kann dein Kind aber auch ein Tagebuch führen, in das ihr die Ergebnisse eintragt, um somit einen Überblick zu behalten. Zudem gibt es verschiedene Apps für das Smartphone, die ähnliche Funktionen übernehmen.

    Was tun bei Unterzuckerung?

    Wenn dein Sprössling plötzlich stark schwitzt, zittert, sehr blass um Mund und Nase ist, oder sich nicht mehr konzentrieren kann, können dies Zeichen einer Unterzuckerung sein. Wenn diese schon sehr weit fortgeschritten ist, können auch Kopfschmerzen, Verwirrtheit oder gar Bewusstlosigkeit hinzukommen. Sofern dein Kind noch bei Bewusstsein und ansprechbar ist, hilft in der Regel ein kohlenhydrathaltiger Snack, zuckerhaltige Limonade, Cola oder Traubenzucker.

    Vorsicht!
    Wenn dein Kind das Bewusstsein verloren hat, darfst du ihm auf keinen Fall Flüssigkeiten oder Ähnliches zuführen. Zu groß ist hier die Gefahr, dass dein Kind sich verschluckt und erstickt. Ruft in jedem Fall den Notarzt!

    Anzeichen von Überzuckerung

    Hat sich dein Nachwuchs zu wenig bewegt, ist sehr aufgeregt oder verärgert? Hat er etwas Falsches gegessen oder die Spritzen falsch gesetzt, kann das zu einem hohen Blutzuckerspiegel führen. Dies merkst du auch an einem starken Durst seitens deines Kindes und einem Acetongeruch aus seinem Atem.

    Folgen von Diabetes bei Kindern

    Sofern Diabetes unzureichend oder gar nicht behandelt wird, kann es zu Stoffwechselkrankheiten oder Organschäden, zum Beispiel von Nieren und Augen, kommen. Auch die so genannte Ketozidose gehört zu möglichen Komplikationen, die durch einen zu hohen Blutzuckerwert auftreten kann.

    Solltest du dein Kind jedoch gut im Auge behalten und auch dein kleiner Schatz mit der Diabetes umzugehen weiß, kann ihm das Selbstvertrauen und Sicherheit bringen. An sportlichen Aktivitäten oder Ausflügen kann er dann genauso teilnehmen wie andere Kinder.

    Wir wünschen dir und deinem Kind alles Gute für die Zukunft!

    Dein Team von babymarkt.de